Matthias Oppliger – Woche 1-3 – «Eng»
June 20, 2019
Ich bin hier, um an meinem Roman zu arbeiten. Die Tage bestehen aus Schreiben, Lesen, Wandern, Schwimmen. Und Essen, natürlich, ein Thema, das uns hier alle stark umtreibt, so unterschiedlich unsere Tätigkeitsgebiete, so ähnlich unser Wille, die Zeit hier maximal zu geniessen. Wein, Risotto, Pizza aus dem Holzofen. Wir warten, bis die Früchte im Garten reifen. Nachts trommelt der Regen aufs Dach, tagsüber blendet uns die Sonne.
Die Gleichförmigkeit der Tage ermöglicht Konzentration auf das Denken und Schreiben, das Eintauchen in den Stoff meiner Geschichte. Plötzlich erscheinen überall Querverweise, Referenzen, verwandte Ideen; in Gesprächen, Büchern, im Weltgeschehen.
Selbst auf diese Beobachtung stosse ich in einem Buch.
Fragen, die sich mir beim Schreiben stellen, Fragen die hängen bleiben, ungelöst, ungeordnet, finden plötzlich ihren Platz, wenn ich verschwitzt einen steilen Wanderweg hochsteige, so als ob durch das auf und ab über rutschige Steine und hervorstehende Wurzeln nicht nur der Puls in Gang, sondern auch Gedanken in Bewegung gebracht werden und so sich setzen können.
Beim Lesen: Die Freude an gelungenen Sätzen, an klugen Gedanken anderer.
Gleichzeitig die Frage, wieviele solcher «Wahrheiten» ein Roman enthalten muss, damit er mehr ist als eine blosse Erzählung? Muss er das überhaupt sein? Mehr?